Marienkäfer Nahaufnahme

Seit einiger Zeit versuche ich mich an Makros kleiner Insekten. Im Moment verwende ich ein Sigma MACRO 105mm F2.8 DG mit Kenko Zwischenringen, meist mit einem 20 mm Ring, an meiner Canon EOS R. Noch bin ich ziemlich am Anfang, aber es kristallisieren sich ein paar Erkenntnisse heraus.

Es gibt zu wenig Licht!

Die theoretische Überlegung, dass die Schärfentiefe selbst für eine Fliege nicht ausreichen wird, wenn ich die Blende aufdrehe, um möglichst viel Licht nutzen zu können, finde ich praktisch sofort bestätigt. Die Blende muss soweit zu, wie es nur geht. Und da kommen wir schon zur zweiten Theorie, die bestätigt wird: auch wenn das Objektiv Blende 22 zulässt: das bringt nichts. Ab Blende 16 wird das Bild durch Beugung an der Blendenöffnung sichtbar unschärfer, Blende 14 ist anscheinend das Optimum.

Meine neu R kann weiter gehen als meine alte 7D , aber auch sie hat natürlich ihre Grenzen. Gerade wenn es um sehr feine Details geht, stört ein Bildrauschen, das man auch bei ISO 800 sieht. In anderen Kontexten, z. B. bei der Theaterphotographie, toleriere ich das Rauschen bis ISO 3200, ggf. sogar mehr. Bei den Insekten ungern. Meist will ich das Bild noch ein wenig beschneiden, die Qualität sollte optimal sein. Also runter auf ISO 100.

Um bei ISO 100 und Blende 14 arbeiten zu können braucht man entweder sehr viel Licht oder lange Belichtungszeiten. Ich habe daher versucht, die Kamera auf ein Stativ zu setzen und mit Belichtungszeiten um 1/4 herum zum Ziel zu kommen. Das hat sich für mich nicht bewährt. Erstens sind meine Motive meist längst entnervt entschwunden, bis mein Stativ in der richtigen Position steht, zweitens bewegen die Biester sich. Selbst Fliegen, die scheinbar still sitzen, bewegen oft den Hinterkörper. Ich bin kein Biologe, aber ich vermute, es handelt sich um Atembewegungen. Daher versuche ich, Belichtungszeiten um 1/200 bis 1/250 Sekunde zu erreichen. Das große Stativ lasse ich weg, versuche nur, ohnehin vorhandene Objekte als Stütze zu verwenden, oder nutze ein Einbein.

Trotz Mittagssonne zu langsam

Leider ist dann immer noch, selbst in der prallen Mittagssonne (zu deren Qualitäten später mehr), meist zu wenig Licht da.

Mehr Licht muss her – Blitzen!

Nach kurzer Suche im Internet ist mir klar: einen Makroblitz mit zwei separat ansteuerbaren Hälften, ob nun Ring oder kleine einzelne Blitze, würde ich gern mal ausprobieren, für den Anfang ist er mir aber zu teuer (bzw. ich traue den Billigangeboten nicht über den Weg). Also heißt es ausprobieren und basteln.

Die erste Idee, einfach den Austeckblitz nach unten zu justieren, findet schnell ihre Grenzen. Die Dinger sind nicht dafür gemacht, Objekte in kurzem Abstand vor der Linse zu beleuchten. Besser ging es schon mit einer am Blitz befestigten Reflektorfläche, die das Licht nach unten streut. Die Technik hat aber auch zwei Nachteile: Es hängt so viel Gewicht am Blitzkopf, dass der immer nach unten knickt. Meine Blitze jedenfalls lassen sich in verschiedene Winkel über Einrastpositionen einstellen – das Einrasten ist aber viel zu zart für den Reflektor. Und zweitens kommt das Licht jetzt immer von oben – sieht auch doof aus.

Als nächstes habe ich versucht, den Blitz über Funkauslöser anzusteuern und ihn mit dem Reflektor seitlich neben die Kamera zu halten. Mein Fazit dazu: ich habe mindestens eine Hand zu wenig. Geht also auch nicht.

Also wieder im Internet suchen und über Bastellösungen nachdenken. Eine Idee, die ich vielleicht auch noch mal weiterverfolge, ist eine Blitzschiene unter der Kamera, auf die man dann zwei vertikale kurze Schienen montiert, die ihrereseits zwei Aufsteckblitze halten, die nach vorn zeigen, so dass ihre Blitzröhren rechts und links des Objektives zum liegen kommen. Im Moment schätze ich das als zu sperrig und wackelig ein. Es gibt ein paar ähnliche Ansätze im Zubehörhandel, die Nutzerkommentare bestätigen meine Bedenken eher.

Daher habe ich mich entschlossen, erst mal bei einem Blitz zu bleiben. Warum sollte ich auch zwei brauchen? Die Antwort ist schnell gefunden: vielleicht wegen der Schatten.

Portraits, Licht und Schatten

Harte Schatten bei direkter Sonneneinstrahlung

Ein Aufsteckblitz ist zwar nicht wirklich eine punktförmige Lichtquelle, aber die Fläche, von der das Licht ausgeht, ist im Vergleich mit den photographierten Objekten so klein, dass hinter diesen harte Schlagschatten auftreten. Die werden meist als unschön empfunden. Hat man zwei Lichtquellen, kann die eine die Schatten, die die andere produziert, ausleuchten. Kann man die beiden Quellen dann noch getrennt in der Helligkeit regeln, lässt sich die Ausleuchtung schon recht gut beeinflussen.

Das wird auch oft bei Portraitaufnahmen in Studios gemacht, da gibt es einen typischen Aufbau mit einem Modell-Licht (Key) und einem Aufhelllicht (Fill), letzteres ist oft auch nur ein Reflektor. Um im zweidimensionalen Photo einen plastischen Eindruck zu erreichen, brauchen wir die Schatten übrigens schon, ganz weg wollen wir sie nicht haben, sonst wirkt das Bild sehr flach, nur weich und mit ein wenig Richtung. Bei Portraits gilt es als klassisch schön, wenn das Licht in etwa so fällt, wie wir es von natürlicher Beleuchtung kennen, also schräg von oben und meist ein wenig von der Seite (ich will hier nicht in die Details gehen, es gibt verschiedenste Ausleuchtungsvarianten und Ausnahmen von fast allem).

Weiche Schatten bei leicht bedecktem Himmel

Will man die Schatten weich kriegen, ist entscheidend, dass das Licht nicht nur aus einer, oder einigen wenigen festen Richtungen kommt. Ist die Lichtquelle ein Punkt, so kommt das Licht immer nur aus genau einer Richtung, ist die Lichtquelle eine Fläche, so fällt Licht über einen bestimmten Raumwinkel ein und es ergibt sich ein weicher Übergang zwischen Licht und Schatten.

Das kann man leicht draußen beobachten. Die Sonne ist zwar groß, aber weit weg, daher erscheint sie in einem kleinen Raumwinkel, nahezu punktförmig. Jeder kennt die harten, klaren Schatten, die Sonnenlicht wirft. An bedeckten Tagen wird das einfallende Sonnenlicht jedoch durch die Wolken gestreut, der gesamte Himmel wirkt leuchtend und trägt zur Licht und Schatten bei. Weil das Licht „aus allen Richtungen“ kommt, sieht man fast keine und nur sehr weiche Schatten. Tage mit nicht zu dichter Bewölkung, aber eben auch nicht klarem Himmel sind ideal für Portraits im Freien.

Der Raumwinkel hängt ab von der Größe der Lichtquelle und dem Abstand zum beleuchteten Objekt. Bei Portraits und Studioblitzen würde ich das Verhältnis zwischen Größe der Lichtquelle (erst mal der nackten Blitzröhre) und dem Objekt auf in der Größenordnung 1:10 schätzen, den Abstand auf typischerweise 1:3. Also gibt es harte Schatten und, wenn man zwei Quellen verwendet, einfach nur harte Schatten, die sich überlagern und nicht mehr ganz so dunkel wirken. Die harten Grenzen der Schatten gelten meist als unschön, man beseitigt sie, indem man die effektiv leuchtenden Flächen größer macht – mit Reflektoren, Schirmchen und Softboxen. Stellt man eine runde Softbox von 2 m Durchmesser 1 m vor einem Objekt auf, kommt das Licht nicht nur gerade von vorn, sondern auch aus bis zu 45° von rechts, links, oben, unten und allen Richtungen dazwischen. Vom Objekt aus gesehen hat man einen Öffnungswinkel von 90°. Die gleiche Lichtquelle 5 m entfernt gibt einen Öffnungswinkel von nur noch 22°, die Schatten werden wieder härter.

Eine Softbox mit Reflektor als Aufheller

Portraitaufnahmen habe ich schon recht erfolgreich mit nur einer Softbox gemacht. Ich  würde den Öffnungswinkel dabei auf etwa 30° – 45° schätzen. Das sollte bei Makros auch machbar sein. Alleine die Fläche des Aufsteckblitzes, auch mit ausgeklappter Streuscheibe, wäre etwas klein, aber hätte ich eine kleine Softbox von 10 – 20 cm Durchmesser und könnte die ca. 20-30 cm entfernt von meinen Motiven platzieren, dann würde das reichen.

Im Zubehörhandel habe ich dann einen Schwanenhals zum Aufstecken auf den Blitzschuh der Kamera und eine Mini-Softbox gefunden. Das sieht so aus:

Die Konstruktion ist zwar etwas unhandlich, aber mit etwas Übung zweihändig durchaus kontrollierbar. Ich bin mit den Ergebnissen recht zufrieden. Nur an der Positionierung des Blitzes muss ich noch etwas Herumprobieren, das Licht kommt jetzt noch etwas zu sehr von der Seite.

Nur mit Aufsteckblitz
Mit der kleinen Softbox

Ein paar Beispiele

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